Arbeiten.
Berlin, den 22.05.14, 23:00
Stuckart war mal wieder arbeiten. Stuckart verfolgt die Absicht, im Sommer mit seinem Kumpel Bieler einen Paragleitschirmscheinkurs (nennen wir ihn fortan pgssk) zu machen. Dafür braucht Stuckart Geld.
Also hat sich Stuckart neulich wieder fleißig für Jobs bei seiner Agentur beworben, alles außer Service und Promotion war ihm recht. Er hat dann auch gleich zwei Zusagen bekommen, welche leider an aufeinander folgenden Tagen stattfanden. Dies wäre nicht weiter schlimm wenn der vorangegangene Satz keine Halbwahrheit (und damit Halblüge) wäre. Der zweite Job nämlich fand des nachts statt.
Wie folgt spielten sich die Tage ab: Dienstag den 6. Mai fand sich Stuckart pünktlich 3 Minuten zu spät weil er sich verlaufen hatte zum Arbeiten für den „Axel-Springer-Preis für junge Journalisten“ am Eingang des Axel-Springer-Gebäudes in der Axel-Springer-Straße ein. Seine Vorgesetzte sowie drei weitere für den "Fahrstuhlservice" eingeteilte Kollegen erwarteten ihn bereits.
Nachdem sich ein Metalldetektor der Marke ich-piepe-auch-bei-Gürteln davon überzeugt hatte, dass wir keine Sprengsätze ins Gebäude schmuggeln wollten, wurden wir in Sachen Aufgabe des Abends 'gebrieft'. Ja gebrieft. Von 'briefing', nicht von 'der Brief' aka das vom Absender für den Empfänger mit Informationen in Form von Schriftzeichen versehene Papier, das mithilfe eines Transportdienstes übermittelt wird.
Diese bestand darin, drei der sechs Fahrstühle zu besetzen und für die geladenen Gäste des Axel-Springer-Preises im Axel-Springer-Haus in der Axel-Springer-Straße zu reservieren, während sich der (zurecht) darüber erboßte Mob der regulären Arbeiter mit den restlichen drei Aufzügen sowie dem Paternoster zufriedengeben musste.
Da wir (ja, das mit der dritten Person geht mir jetzt leider auf den Sack) vier Personen und drei Aufzüge waren (die mittels Generalschlüssel daran gehindert wurden, auf dem Weg vom Erdgeschoss in den 19. Stock und zurück aufgehalten zu werden. Die Fahrstühle, nicht die Personen.), wurde eine Person, deren Identität ihr vielleicht herausfinden werdet, wenn ihr den Hinweis entziffern könnt, der innerhalb der nächsten Sätze verborgen ist, dafür abgestellt, die nach und nach eintröpfelnden Gäste zu sammeln und auf die jeweils gerade freien Fahrstühle zu verteilen.
Nach etwa einer Stunde waren auch die noch so wichtigen und deshalb spät kommenden Gäste fast alle da, und wir konnten eine Essenspause machen, für die uns der Organisator großzügigerweise Essenscoupons übermittelt hatte.
Wir suchten also das auf dem Coupon indizierte Lokal (es handelte sich um das ‚Deli News‘, dessen Namen ich ein Bisschen feierte) im Gebäudekomplex auf, um uns die geschenkte Speise einzuverleiben, und stellten dem Koch die Frage: Was bekommen wir denn für diese Coupons?
Der Koch begann scheinbar eine Aufzählung: „ Currywurst, …“. Damit schien die Aufzählung (Ich wurde dazu abgestellt, die Gäste einzusammeln. Das war ich.) dann auch schon beendet, und wir entschieden uns für die Currywurst, die in der Tat edel schmeckte, mit frittierten Erdapfelstreifen, Heinz™-Mayonnaise und auf einem Porzellanservice serviert wurde, welches die übliche Form der „Frittenpappe“ aufwies, nur eben aus Porzellan.
Nach diesem Schmaus hieß es eine gute Stunde herumstehen um sicherzustellen, dass niemand, der vorzeitig den Saal verlassen sollte, auf die Idee käme, einen der gefährlichen und bezüglich der Bedienung höchst anspruchsvollen Fahrstühle alleine zu betreten und sich womöglich noch zu verfahren oder im falschen Stockwerk auszusteigen. Als dann die Veranstaltung zuende war und die Aftershowparty begann, standen wir vier uns noch gute zwei Stunden die Beine in den Bauch, bis die reguläre Arbeitszeit (wir waren bis 0h gebucht) herum war. Als der Organisator uns dann bitten wollte, noch länger zu bleiben, um die nicht gehen wollenden Gäste one by one mit einer professionell geschätzten Frequenz von ¼ Gast pro 10 Minuten im Fahrstuhl nach unten zu geleiten, hielt ich es für ratsam, ihm den von uns vieren bereits gefassten Entschluss mitzuteilen, dass wir alle gerne gehen würden.
Die Ratsamkeit dessen hielt sich leider insofern in Grenzen, dass wir zwar gehen durften, er jedoch noch die kleine Frage stellte, ob er damit rechnen müsse, dass ich bei meinem nächsten Auftrag im Axel-Springer-Haus, der für den Donnerstag der darauffolgenden Woche geplant war, wieder so unflexibel mit den Endzeiten sein würde. Ich sagte ‚Nein, denn da habe ich auch am nächsten Tag keinen weiteren Job, der die ganze Nacht in Anspruch nimmt.‘ Etwa drei Tage später bekam ich von meiner Agentur eine Absage für den Termin, weil die Feier wohl doch kleiner ausfallen würde als geplant und nicht mehr so viele Kräfte benötigt würden.
Naja ich schwang mich auf mein Verkehrsmittel mit dem Namen U6 und fuhr heim. Nach einem stattlichen Nachtmahl schlief ich 7 Stunden und machte mich dann auf den Weg in mein Praktikum im Labor des DRK Westends.
Nach Feierabend, so gegen 15:00, fuhr ich heim um 2 Stunden zu schlafen, und mich dann auf den Weg zu meinem nächsten Job zu machen: Im Hotel Adlon.
Diesmal hatte mich die Partneragentur der Meinen aus Hamburg engagiert, ich solle einen Raum bewachen. Da das Geld stimmte habe ich kurzerhand zugesagt.
Das stellte sich insofern als gute Entscheidung heraus, dass ich bei meiner Ankunft um 19:00 zunächst nichts zu tun hatte und mit zwei weiteren Arbeiterinnen meiner Agentur, die seit 9:00 morgens da waren, einige Runden Stadt-Land-Fluss, oder genauer Musiker-Ausdruck-Droge spielen konnte. Darüber hinaus waren mir diverse köstliche Speisen vergönnt wie zwei meisterhaft zart zubereitete Rinderfilets, Kartoffelbratlinge, Fritten, BLT-Sandwiches und Cola.
Und sobald sich alles beruhigt hatte bestand meine Aufgabe also nur noch in der Überwachung eines Raumes, der bis auf zwei große, schwere Kaffeemaschinen gänzlich Wertsachen-frei erschien. Das sah dann etwa so aus, dass ich mir auf dem Laptop meiner Chefin, den sie mir da gelassen hatte, die gesamte Nacht bis morgens um sieben Serien reingezogen, hin und wieder was gegessen und dem Reinigungspersonal dabei zugeschaut habe, wie es in dem zu überwachenden Raum ein- und ausging, ohne besagte Kaffemaschinen mitzunehmen.
Um sieben war der Spuk vorbei und ich durfte nach Hause fahren, um in die Dusche zu springen und dann zum Praktikum zu fahren.
Die haben mich dann früher gehen lassen, da mit mir semi-viel anzufangen war, woraufhin ich erstmal schlafen ging.
Grenzerfahrungen sind wichtig, denke ich. Für’s Adlon. Und hätte ich das nicht gemacht, hätte ich keine 110 € in 10 Stunden verdient.
Und keine derartig aufwertende Version des Stadt-Land-Fluss-Spieles kennengelernt.
Nur Vorteile. Bis auf den dass sich bis heute mein Rhythmus noch nicht erholt hat, und ich um 0:19 hier sitze und schreibe.
Adios Embryos.