Mittwoch, 19. Januar 2011
Tomato-Picking is dismissed
So, Nase voll von Tomaten-Pflücken und ausgebeutet werden, die haben das System geändert, sodass wir jetzt NOCH weniger verdienen. Am Samstag fahr ich zurück nach Melbourne, versuche, meinen alten Zelt-Job zurückzubekommen und mir einen zweitjob zu suchen!

Sonst gibts hier gerade nichts neues zu berichten irgendwie ... es ist soo langweilig hier, es gobt einfach überhauptnichts zu tun. Die letzten drei Tage habe ich gearbeitet und etwa 65 Dollar pro Tag verdient, ziemlich deprimierend. Darüberhinaus gibt es nach Feierabend (gegen 15h) einfach nichts zu tun hier im Hostel und in Shepparton überhaupt, es gibt nur ein Freibad in der "Stadt", aber das ist ne Dreiviertelstunde laufen entfernt, und für den Bus bin ich zu geizig.
Also wird im Hostel vegetiert, und man macht nichts außer Schach spielen und hin und wieder ne DVD gucken.
Heute war cih zu fertig zum arbeiten, die angesammelten Muskelkater von drei Arbeitstagen lähmen meinen Rücken und meine Beine. Die Weile wird länger und länger. Ich würd gerne in die Stadt gehen, jedoch ist die Gefahr dann groß, dass ich wieder Geld ausgebe (das ich nicht habe) ...
Ansonsten ist gegenüber ein Sportzentrum, da zahlt man 3 Dolalr und kann den ganzen tag Tischtennis, Fußball, Basketball und vieles mehr spielen. Das sagt mir schon echt zu, aber ich habe niemanden, der so begeistert davon ist wie ich :-(
Ich brauch Timo, hier, sofort!!
Von Norbert hab ich immernoch ncihts neues gehört. Hab gestern versucht, Martin anzurufen, um zu erfahren, ob sie das Auto wieder zum laufen gebracht und Perth erreicht haben, aber er hat aufgelegt.
Nicht unbedingt das Top-Zeichen, eher semi-gut.

Das Tomatenpflücken, muss ich zugeben, ist in letzter Zeit etwas erträglicher geworden. Ich weiß nciht, ob es daran liegt, dass mein Rücken ein paar mehr Muskeln aufgebaut hat, oder daran, dass ich mir angewöhnt habe, genug zu trinken mitzunehmen, oder daran, dass es nciht mehr GANZ so heiß ist, wie der erster Tag dieser Woche, aber ich habe angefangen, meine kleinen Freuden zu finden: Zum Beispiel hast du jedesmal ein kleines Glücksgefühl, wenn du die Tomatenblätter zur Seite schiebst und fühlst dich wieder wie früher als kleiner Stinker an Ostern. Oder die ungloaublich nervigen Fliegen, die dir permanent im Gesicht rumfliegen und mit allen mitteln versuchen, deinen Mund, deine Nase oder deine Augen zu penetrieren: Die lenken dich von den Schmerzen in deinen beinen und deinem Rücken ab, so lächerlich es klingt. Darüberhinaus findest du das Hostel normalerweise zum kotzen, es ist dreckig und schäbig, es gibt ncihts zu tun, das personal ist unfreundlich etc, aber wenn du sechs Stunden lang auf dem Feld gearbeitet hast und dann dein Hostel erblickst, dann freust du dich wieder drauf :D

So ich werd jetzt mal IRGENDWAS machen, nachdem ich etwa zweieinhalb Stunden meine Musik sortiert und Bewertet hab.

Adios Muchachos.



Freitag, 7. Januar 2011
Nie wieder Ketchup
Morgen Freunde. Wie gehts euch? Hoffentlich gut, ausgeschlafen und gesund?
Dann ist schön. Bei mir ist das etwas weniger der Fall. Nur etwas. Ich bin heute um 4h45 aufgestanden, um um 5h30 von meinem neuen Arbeitgeber zusammen mit etwa 14 weiteren Backpackern auf's Tomatenfeld gefahren zu werden, um meine ersten Groschen beim fruitpicking* zu verdienen (* ich weiß, Tomaten gehören in die Familie 'Gemüse', aber hier in Australien gilt einfach der Oberbegriff 'fruitpicking', egal was es ist. Sehr zuversichtlich war ich trotzdem nicht, als mich der Wecker dann aus dem Schlaf riss und in die harte Realität, weit weg vom Cowboydasein als Old Shatterhand im wilden Westen Seite an Seite mit Winnetou und dessen Schwester 'Schöner Tag', zurückversetzte. Denn ich hatte eigentlich schon gestern arbeiten sollen, und zwar um 7h30. Während Alan und Cedric allerdings gestern bereits um 7h abgeholt wurden und ihren ersten Arbeitstag in Angriff nehmen durften, wurde mir um 7h15, also etwa 15 Minuten anchdem ich mich hochgequält hatte, gesagt, ich möge mich doch bitte wieder hinlegen, es gäbe keinen Job mehr für mich (und meine Gruppe) heute.
Entsprechend skeptisch erwartete ich besagte Uhrzeit.
Sie kam, ich sah, und siegte. Es ging also los, wir fuhren zu 15t in einem Kleinbus für 12 Personen eine halbe Stunde durch die Pampa, bis er uns auf einem Weg zwischen mehreren riesigen Tomatenfeldern wieder ausspuckte.
Hier begann dann auch wenige Minuten später gleich die Tortur. Jeder bekam einen Eimer in die Hand, und los ging es, die schienbeinhohen Tomatensträucher auf die wenigen bereits fast-reifen Tomaten zu untersuchen, jene dann in den Eimer zu füllen und dem Schimmel zum Opfer gefallenen (und ziemlich ekelhaft stinkenden) Tomatenreste auf den Weg zu werfen. Glücklicherweise hatten wir a) Handschuhe, und hatte ich mir b) am Vortag (also gestern, als ich ja nicht arbeiten durfte) einen Hut mit Mücken-/Fliegennetz gekauft, der auch wirklich seinen Zweck erfüllte.
Unglücklicherweise jedoch waren wir nunmal fast ausschließlich Männchen (bis auf zwei Weibchen), und wie sich das Männchen nunmal oft verhält, fingen natürlich bald die Tomatenschlachten an. Zunächst wurden nur die Tomätchen geworfen, die zu klein für die Auslese waren. Dann bekam ich irgendwann so einen erbärmlich-stinkenden Tomatenmatsch an die Schulter geworfen, dessen stinkig-schleimige Ekelhaftigkeit in Worten nicht widerzugeben ist. Unnötig zu erwähnen, dass die Schlacht um Mittelerde daraufhin gerevivalt wurde, was zur Folge hatte, dass ich zu den abartig-massiven Rückenschmerzen, unter denen ich etwa ab dem anderthalbsten Eimer litt und die stetig anstiegen, noch diesen Albtraum von einem verendete-Tomaten-Gestank ertragen musste, der mir nicht nur an der Schulter und an Händen klebte, sondern natürlich auch an dem Netz direkt vor meiner Nase und meinem Mund, weil man sich nunmal hin und wieder kratzen muss mit dem ekelhaften Zeug an den Fingern.
Ich hab mir echt geschworen, diese Tomatenmafia zu sabotieren und einen Tomatenstreik zu beginnen, um die Abschaffung dieser Tomatensklavenarbeit zu fordern.
Die Krönung wäre noch gewesen, wenn die Sonne wie irre auf uns herabgeschienen hätte, aber das As hebt sich unser lieber Herr da oben wohl noch für morgen auf, um auf die Quälerei noch einen draufsetzen zu können.
Joa also nach 6 Stunden hatte ich dann 30 dieser Eimer mit Tomaten gefüllt. Nun müsst ihr wissen, dass wir pro Eimer 1,60 Dollar bekommen (jepp, man wird pro Eimer bezahlt, nicht pro Stunde). Nach einer Pause habe ich dann noch 2 Stunden gearbeitet und bin schließlich mit 41 Eimern auf dem Konto zu Tode erschöpft im Autositz versunken. Jetzt muss ich schnell rechnen ... Ich habe demnach heute in 8 Stunden 65,60 Dollar verdient. Wenn das mal keine gute Nachricht ist, davon kann ich mit Sicherheit ein Viertel der Rechnung bezahlen, die mir der Chiropraktiker nach meinem Besuch zuschicken wird, dafür dass er mir das neue Kruppstahl-Kreuz eingebaut hat.
Jah, morgen geht der Spaß dann um 5h30 weiter. Vielleicht, hab ich mir überlegt, geh ich dann heute mal mehr um 21h oder so ins bett, und weniger um 01h morgens.
So und jetzt geh ich ne Runde Schach spielen, man muss sich ja irgendwie geistig fit halten, hier.
Bis bald, und wehe es beklagt sich nochmal jemand über Mathehausaufgaben oder so bei mir ...
Der bekommt von mir Ketchup zugeschickt, aber keinen von der leckeren Sorte o.O
Alles Liebe trotzdem.



Montag, 3. Januar 2011
Shepparton und so
Guten Morgen, Freunde.
Ich lieg hier grad in meinem neuen Bettchen in Shappertons Hostel und mir fallen fast die Augen zu. Musste ja heute früh raus (so um 7) um noch schnell zu packen, festzustellen dass meine Umhängetasche verschollen ist, sie panisch und erfolglos im Hostel und auch in Moritz' Hostel zu suchen und schließlich ohne sie um 9h in den Zug nach Shapperton zu steigen. Die Nacht davor hatten wir natürlich gut und lange gefeiert, was mir unterm Strich also etwa 3 Stunden Schlaf eingebracht hat.
In Shappertons Hostel angekommen haben wir dann erfahren, dass nur Backpacker im Hostel sind und die alle auf Jobs warten und dass man auf eine Liste gesetzt wird und dann mit Glück mal für nen Tag oder 2 arbeiten kann. Ganz schön scheiße, irgendwie. Dann wollten wir zum Harvest Office gehen und uns dort nach Jobs umhören, das ist nur leider 7 km entfernt UND heute ist ein Feiertag, also Fehlanzeige.
Naja dann bin ich erstmal ne Runde Fußball zocken gegangen mit ein paar Franzosen aus dem Hostel (hier sind auch schon wieder 80% Franzosen, die Deutschen verlieren an Einfluss ...), und als ich wiederkam, hatte Alan mit ein paar deutschen geredet und festgestellt, dass die ganzen Jobs, die vom Hostel vermittelt werden, schwarz sind und du also Cash bezahlt wirst, was bedeutet, dass du am Ende nix wiederbekommst, wenn du Australien wieder verlässt. Für die unwissenden: Man zahlt nämlich irgendwas zwischen 13 und 30 % Steuern von seinem Gehalt und bekommt es als Backpacker dann zurückgezahlt, wenn man das Land verlässt. Natürlich nur, wenn man sich drum kümmert!

Fazit: Es keimt ein flaues Gefühl in mir auf, dass es 'ne Schnapsidee war, hierher zu kommen, und dass wir uns schonmal einen Plan b überlegen sollten. Naja und morgen geht's dann erstmal ab ins Harvest Office, dann wird nochmal bei Harvest Trail angerufen und vielleicht noch irgendwo in Shapperton als Bedienung beworben. Und wenn's alles nichts hilft, ja mein Gott, dann muss ich halt meinen Körper verkaufen. Ich hab gehört, als Stripper verdient man nen Haufen Geld! Mal schauen, ob da was dran ist ;D Gut, ich müsste vielleicht die McDonald's-Besuche minimieren und das gelegentliche Joggen wiederaufnehmen, aber das wird.

Das war übrigens heute ein etwas seltsames Fußballspiel. Seltsam insofern, dass du beim rennen von permanenten Klatschgeräuschen beglitten (ja ich weiß, es heißt 'begleitet') wurdest, herrührend von den geschätzten 20 Millionen Heuschrecken pro m² Rasen, die du beim laufen wegtackelst. Schon ein Bisschen eklig, aber hey: mind over body, überwinde das Gefühl, bring den Ekel dazu, sich vor dir zu ekeln, und dann ekel sie weg. Ekel. Ekelig. Eklig. Ekelhaftigkeit. Komisches Wort, Ekel.
Tschuldigung, wo war ich? Ja jedenfalls eine richtige Plage, die Dinger, hier.
Ansonsten ist hier leider wieder ein McDonalds direkt nebenan (wo wir gerade bei ekligen Dingen sind), was das Sparen hier auch wieder ein Stückchen weiter in richtung Unmöglichkeit schiebt.

Freunde der Zunft (ja, den Spruch hab ich mir von einem Delphin geklaut, ich hoffe, er ist mir nicht böse :) ), ich bin dann jetzt mal schlafen (obwohl es erst viertel vor 10 ist.
Gute Nacht bzw. euch nen guten Arbeitstag oder auch Ferientag, ach was solls, ich blick nciht mehr durch was bei euch abgeht.
Tschü.